Stille Panikattacken: Symptome und Hintergründe

Stefan
Stefan
30. Okt 2024
Zeit: 7 Min
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Stille Panikattacken sind eine Form der Angststörung, die oft im Verborgenen bleibt und dadurch schwer zu erkennen ist.

Im Gegensatz zu klassischen Panikattacken, die häufig mit intensiven körperlichen Symptomen wie Zittern, Hyperventilation oder starkem Schwitzen einhergehen, sind stille Panikattacken subtiler und äußern sich auf weniger offensichtliche Weise.

Dies macht es besonders schwierig, sie zu diagnostizieren und die betroffene Person angemessen zu unterstützen.

In diesem Artikel erklären wir, woran Sie eine stille Panikattacke erkennen, welche Ursachen und Auswirkungen sie hat und wie Sie am besten damit umgehen können.

Was ist eine stille Panikattacke?

Bei einer stillen Panikattacke erlebt die betroffene Person eine starke innere Angst und Panik, zeigt jedoch kaum oder gar keine äußerlichen Anzeichen.

Das bedeutet, dass das Herz rasen kann, ein starkes Engegefühl in der Brust auftritt oder eine intensive Anspannung zu spüren ist, ohne dass die Umgebung viel davon bemerkt.

Stille Panikattacken treten oft in Situationen auf, in denen die Person das Gefühl hat, ihre Ängste unter Kontrolle halten zu müssen – zum Beispiel bei der Arbeit, in sozialen Situationen oder während wichtiger Verpflichtungen.

Oft haben Menschen, die an stillen Panikattacken leiden, eine hohe Fähigkeit entwickelt, ihre Angst nach außen hin zu verbergen, um sich in kritischen Situationen „normal“ zu verhalten.

Das führt allerdings dazu, dass diese Panikattacken unbemerkt bleiben und die betroffene Person alleine mit ihrer Angst zurechtkommen muss. Obwohl die Symptome nicht sofort sichtbar sind, kann die innere Panik für die betroffene Person extrem belastend sein.

Das Risiko besteht darin, dass stille Panikattacken aufgrund der fehlenden äußerlichen Anzeichen weniger ernst genommen oder übersehen werden, was die Behandlung erschwert und die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen kann.

Symptome einer stillen Panikattacke

Die Symptome einer stillen Panikattacke sind vielfältig und treten vor allem innerlich auf, ohne auffällige äußere Anzeichen. Typische Symptome sind:

  • Herzrasen oder erhöhter Puls: Obwohl es keinen äußeren Hinweis darauf gibt, kann das Herz schnell und heftig schlagen, was die betroffene Person als sehr bedrohlich empfindet.

  • Engegefühl in der Brust: Ein Druck- oder Engegefühl in der Brust, das sich anfühlt, als würde der Brustkorb zusammengedrückt werden.

  • Schwindel oder das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen: Dies kann die Angst verstärken und das Gefühl erzeugen, die Kontrolle zu verlieren.

  • Innere Unruhe: Die Person fühlt sich innerlich extrem unruhig, nervös oder angespannt, ohne dass dies für andere ersichtlich wäre.

  • Gefühle der Entfremdung: Das Gefühl, nicht wirklich anwesend zu sein, oder das Empfinden, dass die Umgebung unwirklich erscheint („Derealisation“).

  • Schluckbeschwerden oder ein Kloßgefühl im Hals: Dieses Symptom führt häufig dazu, dass die betroffene Person versucht, normal zu wirken, während sie innerlich stark unter Anspannung leidet.

  • Gedankenkarussell: Ein nicht enden wollender Strom von negativen oder besorgniserregenden Gedanken, der es schwer macht, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Stille Panikattacken sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich nicht so deutlich nach außen zeigen, was sie aber nicht weniger qualvoll macht. Für die betroffene Person sind diese Symptome oft schwer auszuhalten, da sie das Gefühl hat, in der Situation gefangen zu sein, ohne die Möglichkeit zu haben, Hilfe zu rufen.

Ursachen für stille Panikattacken

Die Ursachen für stille Panikattacken sind dieselben wie bei regulären Panikattacken. Meistens sind es stressige Lebensereignisse, genetische Veranlagung, ungelöste Traumata oder anhaltender psychischer Druck, die zu ihrer Entstehung führen.

Auch bestimmte Situationen wie Engegefühle in Menschenmengen, beruflicher Druck oder soziale Ängste können die Panik auslösen. Menschen, die eine stille Panikattacke erleben, haben oft gelernt, ihre Emotionen nicht nach außen zu zeigen und erscheinen daher besonders ruhig und gefasst – obwohl sie innerlich große Angst empfinden.

Manche Betroffene entwickeln stille Panikattacken als Folge von Erwartungsängsten: Sie fürchten, dass andere ihre Panik bemerken könnten, was zu Schamgefühlen führen kann.

Diese Selbstkontrolle führt häufig dazu, dass die Betroffenen noch mehr Angst unterdrücken, was stille Panikattacken verstärkt. Auch das Bedürfnis nach Perfektionismus und das Vermeiden von Schwäche können dazu beitragen, dass Menschen ihre Panik nicht zeigen, was die Belastung weiter erhöht.

Auswirkungen von stillen Panikattacken

Die Auswirkungen einer stillen Panikattacke können gravierend sein. Da die Symptome oft unbemerkt bleiben, erhöht sich das Risiko, dass die Person keine angemessene Hilfe bekommt und die Panikattacken über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben.

Langfristig kann dies zu chronischer Angst, depressiven Verstimmungen, Schlafproblemen und Rückzug aus sozialen Situationen führen.

Ein weiteres Problem ist, dass stille Panikattacken sich oft selbst verstärken: Die Angst, dass eine erneute Attacke auftritt, wenn man in der Öffentlichkeit ist, kann dazu führen, dass die betroffene Person bestimmte Situationen vermeidet, was zu einer Einschränkung der Lebensführung führt.

Dadurch kann sich ein Teufelskreis entwickeln, der die Angst weiter verstärkt. Wenn eine stille Panikattacke nicht behandelt wird, kann sich das Risiko erhöhen, dass sich auch soziale Phobien oder Agoraphobie entwickeln. Das kann bedeuten, dass die Betroffenen sich immer mehr isolieren und Aktivitäten vermeiden, die potenziell stressauslösend sind.

Durch den ständigen Versuch, die Kontrolle über die eigenen Emotionen zu bewahren, entsteht zudem ein hoher psychischer Druck, der die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen kann.

Auch körperliche Symptome wie Magenprobleme, Kopfschmerzen oder ein geschwächtes Immunsystem sind mögliche Folgen der ständigen Anspannung.

Umgang mit stillen Panikattacken

Der erste Schritt im Umgang mit stillen Panikattacken besteht darin, sie zu erkennen und anzunehmen. Da die Symptome sehr subtil sind, neigen Betroffene oft dazu, ihre Angst zu ignorieren oder zu verdrängen. Das kann die Situation jedoch verschlimmern, da die Angst dadurch immer präsenter wird.

Es ist wichtig, die Symptome ernst zu nehmen und Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei es durch Selbsthilfemaßnahmen oder professionelle Unterstützung.

1. Atemübungen

Eine der wirksamsten Sofortmaßnahmen bei stillen Panikattacken sind Atemübungen. Das bewusste, tiefe Ein- und Ausatmen kann helfen, den Puls zu senken und die innere Anspannung zu reduzieren.

Eine einfache Übung ist die 4-7-8-Atmung: Vier Sekunden einatmen, sieben Sekunden den Atem halten und acht Sekunden lang ausatmen. Diese Atemtechnik beruhigt das Nervensystem und kann akute Panik lindern.

Auch die Box-Breathing-Technik ist hilfreich: Vier Sekunden einatmen, vier Sekunden den Atem halten, vier Sekunden ausatmen und wieder vier Sekunden halten. Diese Methode hilft, die Atmung zu regulieren und den Körper in einen entspannten Zustand zu versetzen. Regelmäßige Atemübungen können dazu beitragen, die Anfälligkeit für Panikattacken zu verringern.

2. Achtsamkeit und Entspannung

Achtsamkeit und Meditation sind ebenfalls hilfreich, um eine stille Panikattacke zu bewältigen. Das bewusste Fokussieren auf den gegenwärtigen Moment kann helfen, das Gedankenkarussell zu stoppen und wieder mehr Kontrolle über die Gefühle zu gewinnen. Achtsamkeitsübungen zielen darauf ab, die Gedanken ohne Bewertung wahrzunehmen und die innere Anspannung abzubauen.

Auch progressive Muskelentspannung ist eine effektive Methode, die hilft, die innere Anspannung zu lösen. Dabei werden verschiedene Muskelgruppen nacheinander bewusst angespannt und wieder entspannt. Das fördert die körperliche Entspannung und kann die Symptome einer stillen Panikattacke lindern. Regelmäßige Entspannungsübungen stärken das allgemeine Wohlbefinden und reduzieren langfristig die Stressanfälligkeit.

3. Professionelle Hilfe

Wer immer wieder unter stillen Panikattacken leidet, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut kann dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um mit den Panikattacken umzugehen.

Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) hat sich bei der Behandlung von Panikattacken als besonders wirksam erwiesen. In der Therapie lernt der Betroffene, dysfunktionale Denkmuster zu erkennen und durch positive Gedanken zu ersetzen.

Expositionsübungen können ebenfalls Teil der Therapie sein. Dabei wird die betroffene Person nach und nach mit angstauslösenden Situationen konfrontiert, um zu lernen, dass die Panikgefühle abnehmen und sie die Situation bewältigen kann. Diese Methode kann besonders hilfreich sein, um langfristig die Angst vor weiteren Panikattacken abzubauen.

4. Unterstützung durch Familie und Freunde

Es kann auch sehr hilfreich sein, das Umfeld zu informieren. Familie und Freunde können eine wichtige Unterstützung sein, wenn sie verstehen, was vor sich geht. Das offene Gespräch über die eigenen Ängste kann dabei helfen, die innere Last zu reduzieren und das Gefühl der Isolation zu vermindern.

Gerade bei stillen Panikattacken neigen Betroffene oft dazu, ihre Angst zu verbergen und dadurch noch mehr Stress zu erzeugen. Ein vertrauensvolles Umfeld kann hier sehr hilfreich sein.

Unterstützungsgespräche sollten in einer ruhigen und verständnisvollen Atmosphäre stattfinden, um den Betroffenen die Sicherheit zu geben, sich öffnen zu können.

Auch das gemeinsame Durchführen von Entspannungsübungen oder das Anbieten von Begleitung zu schwierigen Terminen kann eine große Hilfe darstellen. Es ist wichtig, dass Angehörige lernen, keine übermäßigen Erwartungen an den Betroffenen zu stellen, sondern ihn ermutigen, kleine Fortschritte zu machen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was sind stille Panikattacken?

Stille Panikattacken sind Angstattacken, die im Inneren der betroffenen Person ablaufen, ohne dass äußerlich sichtbare Symptome erkennbar sind. Das bedeutet, dass die betroffene Person extreme Angst und Stress empfindet, dabei aber äußerlich ruhig bleibt.

Welche körperlichen Reaktionen treten bei stillen Panikattacken auf?

Typische körperliche Reaktionen sind Herzrasen, Schwindel, Engegefühl in der Brust und Schluckbeschwerden. Diese Symptome sind nicht immer für andere sichtbar, aber für die betroffene Person sehr intensiv.

Können stille Panikattacken langfristige Folgen haben?

Ja, stille Panikattacken können zu chronischer Angst, Schlafproblemen, sozialem Rückzug und sogar zu depressiven Verstimmungen führen. Es ist wichtig, dass Betroffene frühzeitig Hilfe suchen, um diese Folgen zu verhindern.

Wie kann ich jemandem mit stillen Panikattacken helfen?

Unterstützen Sie die betroffene Person durch Zuhören und bieten Sie an, gemeinsam Entspannungstechniken anzuwenden. Ermutigen Sie sie, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und vermeiden Sie es, Druck oder Erwartungen auszuüben.

Welche Techniken helfen bei der Bewältigung von stillen Panikattacken?

Atemübungen wie die 4-7-8-Technik, Achtsamkeitstraining, progressive Muskelentspannung und die Unterstützung durch einen Therapeuten sind wirksame Methoden, um mit stillen Panikattacken besser umgehen zu können.

Fazit

Stille Panikattacken sind eine Form der Angst, die von der Umwelt oft nicht wahrgenommen wird, aber für die betroffene Person sehr belastend sein kann. Die Symptome sind weniger offensichtlich, aber dennoch intensiv und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich.

Durch das Erkennen der Anzeichen, die Anwendung von Atemübungen und Achtsamkeit sowie das Einbeziehen professioneller Hilfe können Betroffene lernen, mit stillen Panikattacken besser umzugehen und die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen.

Es ist wichtig, offen über diese Art von Angst zu sprechen, damit sie nicht weiter im Verborgenen bleibt und die notwendige Unterstützung möglich wird.

Mit einer Kombination aus Selbsthilfe, Therapie und Unterstützung aus dem Umfeld ist es möglich, die Häufigkeit und Intensität der Panikattacken zu reduzieren und wieder mehr Lebensfreude zu gewinnen.

Der Weg zur Besserung kann Zeit in Anspruch nehmen, aber jeder kleine Fortschritt bringt den Betroffenen näher an ein Leben mit weniger Angst und mehr Lebensqualität.

Medizinischer Disclaimer

Die auf diesen Seiten gegebenen Erfahrungen geben nur die Meinung des Verfassers wieder. Sie stellen keinen medizinischen Rat dar und dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung.



THEMEN: Gesundheit Stress


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